Donnerstag, 20. Dezember 2012

An diesem Ort...

Manchmal, vom Nebel verborgen, vor der Welt verhüllt, vor der Menschheit verheimlicht, gehütet wie das Lebenselixier, fließen Tränen über mein Gesicht, fallen Welten auseinander. An diesen Tagen, wo der Tau mich bedeckt, ich völlig vom Reif überzogen mit Schneekristallen an den Wimpern im Schnee gebettet liege, da wiegt der Schnee mich in den Schlaf, dort bin ich gut genug versteckt vor dem nächsten Tag. Im Dämmerlicht, wenn die Blätter verwelken, Worte wertlos werden, Herzen sterben, liege ich im Schnee, dämmere vor mich hin. Verliere alles und verliere doch eigentlich nichts. Während das Leben weiter geht, während die Kälte in mich kriecht, mich enttäuscht, mich schmerzt entsetzt, wie ein misshandeltes Kind. Während Menschen fallen, verlieren, sterben, die Augen verschließen und akzeptieren. Während Worte zu Monstern werden, von Dunkelheit erfüllt, nur schwer erträglich sind, fließt ein dunkler Sturm durch meine Venen, laufen finstre Bäche durch mich hin durch. An diesem Ort, dort liebe ich mich, dort bin ich frei, dort sehe ich mich.

Stay alive, baby... But why should i stay alive?!

Glücklich sein. Am Leben sein. Warum gehen diese einfachen Sachen nicht mehr? Ich habe in den letzten Wochen einen totalen zusammenbruch meiner kleinen Welt erlebt. Ich habe mir die Arme aufgeschnitten, die Beine, die Hüften, alles was man aufschneiden konnte. Ich habe gehungtert, weil essen bedeutet, in den Spiegel zu sehen und einen Bauch zu haben. Fett zu sein. Dick, hässlich. Unerträglich unperfekt. Ich habe gefressen und gekotzt, aus Frust, Wut, Verzweiflung. Einfach nur um den Schmerz zu fühlen, um dabei vielleicht endlich zu sterben. Aber ich bin nicht gestorben. Ich hasse es. Ich habe geweint, lange und herzzerreißend. Tage lang, auch in den Nächten. ich bin diese ganze Woche krankgeschrieben, weil ich es nicht mehr dort aushalte, weil ich am liebsten sterben, einfach nur verschwinden möchte. Davor die Woche hab ich mir die KLinik angeschaut. Wunderschön, so häuslich und mit ganz vielen netten Leuten, die einen ernst nehmen. Ich freue mich richtig darauf in die KLinik zu kommen, nur dauert das ewig, weil die Krankenkasse sich Zeit lässt... ich glaube ich war seit dem Praktikum erst eine einzige Woche alle fünf Tage in der Schule... Neuer Rekord... Leben bedeeutet nicht nur zu atmen, jeden Tag aufzustehen und den tag zu ertragen. Ja, das stimmt. Es bedeutet zu lachen, zu weinen, zu streiten, sich zu versöhnen, in den Arm zu nehmen. Zu lieben, Fremde zu küssen, neugierig zu sein, neues zu erleben und einfach nichts bereuen. Das ist mein Lebensziel. Wieder zu leben, glücklich zu sein. Meine Freunde sind begeistert, das ich es versuchen will. Sie vermissen mich, mein Altes Ego. Ich auch. Nicht das fette Monster, aber mein alten Charakter. Trotzdem würde ich am liebsten nicht mehr aufstehen und einfach schlafen bis ich in die KLinik komme... ich bin so unendlich müde und kann mich für nichts mehr begeistern. Wenn ich in den Spiegel sehe, bin ich unzufrieden und ertrinke in Selbsthass, bekomme keine Luft vor Selbstverachtung. NIE GENUG!, schreit mir das Spiegelbild entgegen.DU BIST NIE GENUG!!! Ja so fühle ich mich auch ... Wertlos, Hoffnungslos. Allein, verloren, zurückgelassen, zerbrochen und zusammengeklobt, gefressen und ausgekotzt, aber nie mehr ganz heil gewesen. Irgendwie hat alles seinen Glanz verloren, seinen Sinn. Die Frage "Warum muss ich leben? " ist schwer zu beantworten. Es ist eine gute Frage. Ich weiß darauf nur wenige Antworten. Keine zufriedenstellenden, jedoch Antworten die mich am Leben erhalten. ...weil du anderen das Leben ruinieren würdest. Tote wird man nie mehr los, sie hinter lassen Schatten in den Zurückgebliebenen... ...weil es irgendwann doch besser werden muss. Andere können schließlich auch glücklich sein. Nach schlechten Wetter kommt doch immer wieder die Sonne heraus... ...weil du kein Feigling bist und vor dem Leben weg rennen darfst. Ich würde mich so für mich selbst dann schämen... aber das tue ich jetzt auch schon -.-` ... Ich versuche also weiterhin zu leben, zu überleben, zu ertragen und bete darum das nichts mehr passiert, was den Versuch zu nichte macht...